Unruhen und Geld

Die Erhöhung der Bierpreise am 1.April in Frankfurt hat zu schweren Ausschreitungen geführt. Nach den Unruhen in Mannheim und Stuttgart kam es nun auch am 21. April zu Krawallen auf dem Bleichgarten. Eine Menge von anfangs etwa 100 Arbeitern zog randalierend durch die Stadt. Da die zur Verfügung stehenden Polizeikräfte nicht Herr der Lage wurde, entsandte das 81. Infanterie Regiment Verstärkung um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen.


In der anschließenden Pressekonferenz wurde der Tod 20 Demonstranten, darunter ein 10 jähriger Junge und eine ältere Frau, mit tiefem Bedauern bekannt gegeben. Außerdem kam es zu 300 Festnahmen.


Keine Angst. Das war am 21. April 1873. Heute sind wir ja zum Glück durch das Grundgesetz geschützt, und die 1. Panzerdivision der Bundeswehr darf nur am Hindukusch gegen Zivilpersonen von der Waffe machen. Hier dürfen die das nicht. Ist ja auch nicht nötig, da wir ja auch nicht mehr auf Straße gehen, bloß weil irgendwas erhöht wird. Wir leben halt in einer Demokratie, und die Politik wird es schon richten.


Ist schon komisch. Damals gab es keine Demokratie, die Bierpreise wurden erhöht und schon bricht fast ein Bürgerkrieg aus.


Heute wissen viele Menschen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen, weil die Bosse nur noch den Profit steigern wollen und schon fast über Leichen gehen, und trotzdem wehrt sich keiner.


Woran liegt das? Sind die Menschen dümmer geworden? Am Alkohol kann es nicht liegen, da die Leute damals auch schon gesoffen haben. Sie hatten aber noch nicht das Erbe von Josef Göbbels im Nacken.


Er war der erste Mensch, der verstanden hat, was eine Zeitung oder ein anderes Medium wie Radio und später auch Fernsehen, für ein Machtinstrument bedeuten. Selbst die Werbung lernt noch heute von ihm.


Aber auch das ist heute besser. Der Staat hat so gut wie keinen Einfluss auf das Programm, da wir ja in einer Demokratie leben. Nein heute sind solche Medien in den Händen von Leuten, die dafür sorgen, dass die breite Masse nicht auf dumme Ideen kommt, und plötzlich Demokratie praktiziert und Veränderungen fordert. Es wird dafür gesorgt, das es viel wichtiger ist, den neusten Jumbo Klingelton zuhaben, oder sie eine Pizza Restaurant ins Gesicht zu drücken, als sich gegen eine Fahrpreiserhöhung zu erheben. Das war mal anders in Deutschland. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, in denen man zumindest noch wahrnahm, das die Bild eine Gefahr für unser Land darstellte. Alles andere war entweder öffentlich rechtlich, oder eine richtige Zeitung. Und! Die Leute gingen auf die Straße und blockierten die gesamte Innenstadt, nur weil die ÜSTRA die Fahrpreise um einen Groschen (altertümliche Bezeichnung einer 10 Pfennig Münze, entspricht ca. 0,05€) erhöhte. Tausende Demonstranten, Hunderte Polizisten, ein paar Wasserwerfer und die fotografierende Zunft der Presse, des BKA, des Verfassungsschutzes und der Polizei. Mit anderen Worten, es war wirklich was los.


Aber mit der Einführung des privaten TV´s und Radio, änderte sich dieses Verhalten. Hinzu kommt natürlich auch die gesellschaftliche Änderung. Den Leuten wurde der Konsum wichtiger, und jetzt zum Verhängnis.


Bloß, wie lange soll das noch so weitergehen? Oder leben wir schon in einem vierten Reich? Werden wir nicht schon vollständig von den Konzernen regiert, die durch ihre Macht auch die Politiker in der Hand haben. Abwegig? Ich könnte mir schon vorstellen, wie eine bestimmte Tagesillustrierte Informationen hortet, die sich irgendwann mal als nützlich erweisen. Diese Taktik ist doch schon Uralt. Aber heute kann ich halt mit solchen Informationen innerhalb von wenigen Stunden ganze Regierungen stürzen.


Vielleicht sehe ich ja nur alles zu schwarz und entwickle paranoide Vorstellungen. Vielleicht bin ich ja auch der einzige Depp in diesem Land der es nicht gebacken bekommt. Kann sein. Vielleicht sollte ich nicht mehr meine Kontoauszüge lesen, und mehr Babara Salesch, Alex Hold, DSDS, Big Brother, Topmodell, Taff, Puff, und so weiter konsumieren, damit ich endlich ein normaler Mansch werde, der wie ein Schaf zur Geldschlachtbank geführt wird.